" Kultpower.de: Interview mit Rolf Boyke, dem Zeichner der Starkiller-Comics
Interview mit Rolf Boyke
Der Zeichner der Starkiller-Comics im Gespräch mit Kultpower.de (Mai 2006)





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Kultpower: Hallo Rolf. Super, dass du für Kultpower.de dieses Interview durchführst!
Powerplay-Fans der ersten Stunde kennen dich als Zeichner der Starkiller-Comics. Könntest du wohl kurz erklären, wie du damals zur Happy Computer bzw. Powerplay gekommen bist und was deine Aufgaben dort waren?
Rolf: Ich jobbte seinerzeit in einem Schwabinger Buchladen: Es gab Comix, SF-Taschenbücher und Second-Hand-LPs, kurz: ein geniales Trivia-Paradies. Anatol Locker kam regelmäßig vorbei und holte sich die neuesten Franquin-Comix. Ich pinselte da schon neben meinem Verkäufer-Job Illustrationen für das C64-Magazin und die Happy und wechselte dann komplett über als der Verlag einen Layouter suchte. Dort gab es eine ganz besondere Stimmung: Alles war im Aufbruch, alle waren Technik-verliebt und alle verband die Begeisterung für Computer. Es gab viele Berufs-Quereinsteiger, vom Ballet-Tänzer, Pfarrer und Volontär bis zum tatsächlich gelernten Journalisten. So mancher begann als Praktikant, schrieb einen Artikel und war zwei Wochen später Redakteur für ein neu gegründetes Heft. (Kein Witz) ".

Rolf Boyke - 1988 und heute

Kultpower: Wann hast du das Powerplay-Team verlassen und was war der Anlass dazu?
Rolf: Ich war ja schon viele Jahre dabei und es war einfach mal Zeit für eine Veränderung. Ich bin zum ICP-Verlag und hab dort das erste PC-Player-Heft für Heinrich Lenhard layoutet. Da gings dann auch lustig weiter mit Starkiller, diesmal komplett in Farbe. (Hurra)
Kultpower: Was machst du heutzutage beruflich?
Rolf: Ich layoute Computerhefte: "Notebook Organizer & Handy" und das "Pocket-PC-Magazin". (Sehr technisch, sehr interessant)
Kultpower: Die Comic-Strips basieren ja auf Texten von Heinrich Lenhardt und Boris Schneider. Wer ist denn eigentlich der ursprüngliche Erfinder der Starkiller-Figur?
Rolf: Starkiller als Comic-Figur ist eine Schöpfung von Heinrich und Boris, die Optik war mein Beitrag. Mit den Zeichnungen hatte ich reichlich Arbeit und wenn es mir doch zu langweilig wurde konnte ich mich mit Unmengen von Hintergrund-Gags austoben. (Motto: maximal schräge)
Kultpower: Welche Comics hat du vor der Entstehung von Starkiller gezeichnet?
Rolf: Einige Bücher für kleinere Verlage, leider war kein Bestseller dabei. (Schnüff)
Kultpower: War es schwierig für euch, einen Comic-Strip in der Powerplay gegenüber euren "Chefs" durchzusetzen?
Rolf: Normalerweise interessiert es die Geschäftsleitung nicht, ob ein Comix im Heft ist. Ausschlaggebend ist, daß der Chefredakteur das will. übrigens, der bärtige Typ, der von Trantor regelmäßig abgefackelt wurde, stand für den damaligen Geschäftsführer Michael Scharfenberger. Der hat uns mit viel Humor ertragen. (Eine Menge Leute aus dem Verlag hatten Gastauftritte, grins)
Kultpower: Wie findest du die Konkurrenz Space-Rat-Comics von Mathias Neumann?
Rolf: Space-Rat bei der ASM hat viele Fans und ich sehe das auch als Bereicherung der Computer-Comix-Szene. Seine neuer Stil als TIKWA gefällt mir zwar viel besser, aber ich habe immer noch ein altes signiertes Space-Rat-Buch.
Kultpower: Soweit ich mich erinnere, gab es mindestens einmal ein Foto von dir in der Powerplay zu sehen Daher die obligatorische Frage: Wirst du in der öffentlichkeit von damaligen Powerplay-Lesern erkannt und angesprochen?
Rolf: Von mir gabs jede Menge Fotos in den verschiedenen Verlags-Heften: Immer, wenn der Photograph für einen Aufmacher einen Computer-Professor oder einen Computer-Knalldeppen brauchte, beides liegt ja sehr nah beieinander, durfte ich in die Kamera grinsen. Für bezahlte Modelle gabs kein Budget und mir hats riesig Spaß gemacht. Erkannt hat mich aber nie einer. (Grins)
Allerdings gab es einmal so eine Geschichte auf der Buchmesse in Frankfurt. Es war so fünf Jahre nach Starkiller, da hatte ich zwei dicke Kinderbücher zum Thema Computer illustriert. Auf der Messe hat der Verlag die Bücher präsentiert und ich gab den Autogramm-August. Es kamen auch viele begeisterte Jugendliche und holten sich mein Autogramm. Aber sehr zur Verblüffung und zum Leidwesen meines Verlegers hat sich für die Kinderbücher keine alte Sau interessiert, alle wollten nur Starkiller und Trantor-Zeichnungen! (Hi-hi)
Kultpower: Bitte beschreibe uns, wie die Starkiller-Comics in der Powerplay und später im PC Player technisch entstanden sind. Existieren heute vielleicht noch "Originale" von damals?
Rolf: Die meisten Originale hab ich immer noch, bis auf einige wenige, die im dunklen Schlund der Repro-Hölle verschwunden sind.
Die Zeichnungen hab ich ganz klassisch mit Filzer und Papier gemacht. Später hab ich am Macintosh coloriert.
Kultpower: Vor einigen Monaten ist der erste Starkiller-Band von Harald Horchler erschienen, vor kurzem dann der zweite und der Sammel- Band. Was ist es für ein Gefühl, die eigenen Comics als Neuveröffentlichung im Buchladen zu sehen?
Rolf: Eine tolle Sache. Die Bände sind super geworden, genauso quietschbunt wie ich es immer wollte. Auch die früher oft verdruckten Farb-Seiten wie grüne Gesichter durch vertauschte Druck-Filme, oder alles unscharf durch verrutschte Passermarken, all dies ist jetzt korrigiert. Ausserdem wurde seinerzeit auch zensiert: "Ogottogott zuviel rotes Blut, zu frauenfeindlich". Heutzutage ist das eher zum Schmunzeln, jede Simpson-Folge ist krasser. Zum Glück habe ich noch alle Ur-Seiten und davon wurden dann die Scans gemacht. Sozusagen der Directors-Cut. (Hmm)
Wir sind alle sehr stolz auf die Neuauflage nach fast 20 Jahren und daß die Fans so begeistert auf die ersten Seiten bei Kultpower reagiert haben, war eine mächtig große Hilfe. (Applaus)
Kultpower: In einem Kommentar auf Kultpower.de hat du es bereits angedeutet: Bald wird es neue Starkiller-Strips vom Original-Team geben! (Yeah)
Was habt ihr alles geplant und wie seid ihr auf diese geniale Idee gekommen?
Rolf: Heinrich hatte mich ja seit Jahren immer wieder gelöchert: "Man könnte doch, wäre es nicht super", jetzt seh ichs endlich auch ein...
Erstmal machen wir einige kurze Strips zum Aufwärmen, dann gehts nahtlos weiter mit Starkiller in einem Aushilfsjob als Endbosstester in einem Online-Rollenspiel. (Yeah-Yeah-Yeah)
Kultpower: Was können wir von deiner neuen Webseite www.boyke-comix.de alles erwarten?
Rolf: Ich will www.boyke-comix.de als Online-Comix-Heft nutzen. Es gibt den aktuellen Turbo aus der Bravo Screenfun, merkwürdiges aus meinem Skizzenbuch, seltsame Comix-Experimente und natürlich Starkiller. (Versprochen)
Kultpower: Auf Kultpower.de dreht sich ja alles um alte Computer- und Videospiele. Hast du früher selber gerne am Computer oder an der Konsole gespielt? Wie sieht dein Interesse in diesem Bereich heutzutage aus?
Rolf: Immer wenn mich ein Spiel fasziniert hat, hab ich mir den Rechner dazu gekauft. Für Uridium, Alternate Reality (The Dungeon) und Boulder Dash hab ich mir den C-64 geholt. Den Atari ST für Dungeon Master, den Amiga wegen Driver und den Jaguar und Nintendo wegen Doom und Duke Nukem. Heute spiele ich mit großer Begeisterung Half Life 2 auf der 360er X-Box. (Schwitz)
Kultpower: Welche Comics anderer Zeichner gefallen dir?
Rolf: Der Zeichenstil vom frühen Lucky Luke gefällt mir sehr gut, sehr locker, sehr lässig, und der Erzählstil von Carl Barks, der hat einfach die besten Donald Duck Storys gemacht. (Schmacht)
Kultpower: Zu wem (außer Boris und Heinrich) aus der damaligen Truppe hast du heute noch Kontakt?
Rolf: Für Anatol Locker mach ich den Turbo-Cartoon im Bravo Screenfun. Von den anderen hör ich ab und zu. (Grüße, Jungs)
Kultpower: Rolf, vielen Dank für dieses Interview, danke für Starkiller und alles Gute! Vielleicht sehen wir dich ja hier auf Kultpower.de in Zukunft bei Diskussionen mit Starkiller-Fans wieder
Rolf: Gerne.